Archiv für den Monat: Mai 2013

Zwischen den Welten

Tag 1

Wie einfach eine Grenze zu überwinden ist, haben wir gleich am ersten Tag der Uyuni-Tour gemerkt. Noch in San Pedro de Atacama erfolgte die Ausreise aus Chile – eine kurze Schrecksekunde für unsere zwei asiatischen Mitreisenden, die aufgrund ihrer fehlenden Spanischkenntnisse das Touristenvisum weggeworfen hatten. Kurzum hat unser Fahrer einen Ersatzzettel ausgefüllt und die Grenzbeamten waren beschwichtigt. Dann ging es über einen 5000 Meter hohen Pass, wo die Einreise nach Bolivien erfolgte. Ein kurzer Stempel und weiter ging es.

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Hier wurde unsere 12köpfige Reisegruppe auf zwei Jeeps mit je einem Fahrer verteilt, wir bekamen das bessere Auto, unseren Fahrer Alberto, Eduardo (Chilene), Mirjam (Schweizerin) und das bereits erwähnte asiatische Paar Isaac (Südkoreaner) und Miho (Japanerin) zugelost. Der Rest des ersten Tages führte durch das Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa, wo ähnliche Landschaften wie bereits auf der dritten Tagestour von San Pedro zu sehen waren. Vor dem Mittagessen durften wir zum zweiten Mal in heissen Quellen (Aguas Calientes) baden. Das üppige Mittag- und Abendessen nahmen wir in unserer Unterkunft auf 4300m zu uns. Dazwischen besuchten wir noch die nahgelegene Laguna Colorado.

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Auf dieser Höhe ist alles viel anstrengender und so wurde es ein kurzer Abend, da alle schon um 9 Uhr erschöpft ins Bett fielen. Die Nacht war wenig erholsam, für einige von uns sogar schlaflos. Unsere fünf Nächte auf 2400 Meter (San Pedro de Atacama) hatten sich wohl ausgezahlt, wir kamen mit geringen Kopfschmerzen davon.

Tag 2

Nach dem Frühstück fuhren wir in Richtung Norden weiter. Nach kurzer Zeit hielten wir jedoch schon wieder, da unser Partnerjeep an der Seite stand und dampfte. Offenbar war in der kalten Nacht die Kühlflüssigkeit eingefroren und ohne diese der Motor überhitzt. Mit einer schnellen, etwas improvisierten, aber durchaus erfolgreichen Reparatur ging es weiter.

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Unser nächster Halt war der Arbo Piedra, eine merkwürdige Gesteinsformation inmitten der Wüste.

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Am Nachmittag erreichten wir eine weitere Lagune, diesmal mit unzähligen Flamingos, die scheinbar keine Scheu vor Menschen hatten, so dass wir Fotos aus nächster Distanz machen konnten.

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Die Nacht verbrachten wir in einem Salzhotel in San Juan, vor den Toren der Salar de Uyuni. Aus ökologischen Gründen hat die Regierung das Übernachten inmitten der Salzwüste verboten, die bereits bestehenden Hotels dürfen nicht mehr zum Übernachten verwendet werden. Das Hotel ist bis auf eine Grundschicht aus Stein inklusive Mobiliar komplett aus Salz gebaut.

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Hier lernten wir bei einigen Gläsern Cuba Libre unsere Mitreisenden näher kennen. Vor allem der Geburtstag eines Franzosen aus einer anderen Reisegruppe (Laurent) liess den Abend zu später Stunde enden.

Tag 3

Das Highlight der gesamten Tour erwartete uns nach einer erholsameren Nacht am letzen Tag. Direkt nach dem Frühstück ging es in die Salar de Uyuni. Beeindruckend sind die Ausmasse dieser Wüste, wir fuhren eine Stunde ohne offenbaren Fortschritt durch das weisse “Meer”, bevor wir eine der 23 “Inseln” (Incahuasi) erreichten. Diese Insel ist eine bizarre Erhebung auf dieser Ebene, übersät mit grossen Kakteen.

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Danach fuhren wir weiter in Richtung Uyuni, hielten aber noch einmal inmitten des weissen Nichts. Das animierte die ganze Gruppe zu einem ausgedehnten Fotoshooting.

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Am frühen Nachmittag erreichten wir Uyuni und mussten uns von unserer Reisegruppe verabschieden. Einige fuhren noch am selben Tag zurück nach San Pedro, andere nach La Paz oder Oruro. Wir machten uns mit Mirjam auf den Weg nach Potosí. Dazu gleich mehr..

2500+

San Pedro de Atacama ist ein kleines Touristendorf inmitten der Atacamawüste in dessen Umgebung sich unzählige Naturattraktionen befinden. Daher besteht der Alltag eines Reisenden hier zumeist aus organisierten Tagesausflügen an ebendiese. Die grösste Herausforderung ist allerdings, den “richtigen” Veranstalter für die jeweilige Tour zu finden, denn scheinbar bietet fast jeder alles an. Die Hälfte des ersten Tages haben wir also mit Recherchen verbracht und uns ein Programm für die nächsten Tage zusammengestellt. Trotz den Touristenmassen (welche in der Hochsaison wohl noch grösser ausfallen) herrscht ein angenehm entspanntes Klima. Eventuell liegt das an der Höhe von 2500 müM, die einen zu einer ruhigeren Gangart zwingt.

Tag 1: Valle de la Muerte – Valle de la Luna

Die erste Tour führte uns zunächst in das Tal des Todes in der Atacamawüste. Der Name kommt von den unzähligen Grabstätten der ehemaligen indigenen Bevölkerung, die durch Steinhügel gekennzeichnet sind. Der Ort hat für “Los Indigenos” immer noch eine spirituelle Bedeutung, da er direkt auf der Achse zwischen Volcano Likancabur und einem Berg auf der anderen Seite des Tals (wer kennt den Namen?) liegt.

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Danach ging es mit unseren etwas anstrengenden Mitreisenden (eine fussfaule brasilianische Grossfamilie und zwei durchgehend schnatternde amerikanerische Studentinnen) weiter in das Tal des Mondes. Dieses Tal soll der Landschaft auf dem Mond gleichen, was unter anderem die NASA dazu bewegt hatte, in unmittelbarer Nähe den Mars Rover zu testen.

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Nachdem wir (zur grossen Freude der Brasilianer) eine Sanddüne erklommen hatten, durften wir hier noch den Sonnenuntergang bestaunen, bevor es zurück ins Dorf ging.

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Tag 2: Altiplano y Lagunas Miscanti y Miñiques

Diese ganztägige Tour startete früh am nächsten Morgen und begann zunächst mit einer längeren Anfahrt in die Salar de Atacama. Dort konnten wir an der Laguna Chaixa Flamingos beim Frühstück beobachten. Interessanter Wissenshappen: Das Wasser der Laguna wird von umliegenden Vulkanen mit Schwefel und anderen Mineralien angereichert, die von diesen Flamingos verdaut und gasförmig wieder ausgeschieden werden.

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Die Salzablagerungen im gesamten Tal haben eine spezielle Struktur und sind mit Staub und Sand verunreinigt, weshalb sie braungrau statt weiss sind.

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Als nächstes ging es in die Höhe, zu der Hochenebene der Vulkane Miscanti und Miñiques auf 4200 müM, die wir mit dem Bus langsam erklommen haben, um Symptome der Höhenkrankheit zu vermeiden. Beide Vulkanen haben ihre eigene Lagune, die jeweils gleich heisst, wie der Vulkan. Hier brüten entenähnliche Vögel auf kleinen Nestern inmitten des Sees, um den Attacken des Zorro Culpeo (oder Andenschakal) zu entkommen.

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Zum Mittagessen besuchten wir noch die Salar de Talar, welche aber neben den anderen Sehenswürdigkeiten verblasste. Die Heimreise über die Dörfer Socaire und Toconao hatte Kaffeefahrtcharakter, dort hätte man noch diverse artesanale Fertigungen einkaufen können.

Tag 3: El Tatió

Bereits um 4 Uhr wurden wir am nächsten Morgen vor unserem Hostal mit einem etwas in die Jahre gekommenen Tourbus abgeholt. Diese Tour hatten wir mit einem billigeren Anbieter gebucht, und dies war das erste Anzeichen dafür. Die holprige 1 1/2 stündige Fahrt führte direkt auf 4300 müM zu dem drittgrössten (und höchstgelegensten) Geysirfeld der Welt, wo unser Bus neben vielen weiteren wohl der heruntergekommenste war. Während keiner der Geysire hier besonders gross oder hoch dampft/spritzt, ist deren Anzahl und die Gesamtfläche des Feldes beeindruckend. Nach einer kurzen Besichtigung im Schneckentempo (wieder der Höhe geschuldet) haben wir uns beim Frühstück an unsere Cocateetassen geklammert, um nicht zu erfrieren, da die Sonne noch eine Weile auf sich warten liess.

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Um unsere Füsse wieder zu entfrieren, haben wir uns dann ein warmes Bad in einer heissen Quelle am Rande des Feldes gegönnt, selbstverständlich nicht alleine. Der Einstieg in das von 86 Grad auf ca. 30 Grad abgekühlte Wasser war sehr angenehm, der Ausstieg in ca. 0 Grad Umgebungstemperatur ist uns deutlich schwerer gefallen.

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Auf der Weiterfahrt nach Machuca haben wir noch einen Zorro Culpeo und diverse Vicuñas (ein nur in der Hochebene ab 3000 m lebender Verwandter des Lamas) gesehen.

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Das einzig Sehenswerte an Machuca, dem nächsten von Touristen überschwemmten Bergdorf, waren die domestizierten Lamas der Dorfbewohner.

Tag 4: Ruhetag

Heute ist Sonntag und somit Ruhetag. Ausser in der Kirche waren wir heute nirgends. Stimmt wirklich.

Morgen früh um 8 Uhr fahren wir auf die nächste organisierte Tour, diesmal jedoch über drei Tage und ohne Rückkehr nach San Pedro de Atacama. Das Ziel ist Uyuni in Bolivien, auf dem Weg besichtigen wir die Salar de Uyuni und weitere Lagunen.

Zuckerbrot und Peitsche

Vorletzte Nacht haben wir in einer Cabaña im Parque Nacional Pan de Azucar übernachtet. Die Cabaña war direkt am Strand, wir waren die einzigen Gäste weit und breit und konnten einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachten. Am Morgen nach dem Frühstück gesellte sich zudem noch eine Delfinherde unweit der Küste.

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Ansonsten ist mit dem Nationalpark ohne eigenes Auto nicht viel anzufangen. Daher haben wir uns gestern Nacht wieder auf den Weg (Nachtbus!) nach San Pedro de Atacama gemacht, wo wir vorhin die Vervollständigung des Traumfinales von Wembley verfolgt haben..

Valparaiso hat uns etwas enttäuscht, was durchaus auch am Wetter gelegen haben kann.

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Als es dann einmal kurz aufgetan hat, war es einiges sehenswerter. Vor allem die Hügelstadt versprüht ihren ganz eigenen Charme mit farbenfrohen Häuserfassaden und diversen Ascensores, die wieder in den flachen Stadtteil ‘El Plan’ führen. Leider sind nicht mehr allzu viele dieser Bahnen aktiv.

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Der nächste Halt unserer “Tour d’Alcool d’Amerique du Sud” führte uns in das fruchtbare Valle Elqui, die Wiege des Piscos, dem Nationalgetränk von Chile sowie Peru. Vicuña war hier unsere Basis. Paradoxerweise liegt das Tal in einer der trockensten Regionen der Welt (es hat seit 7 Jahren nicht geregnet), was es zusätzlich zu einem idealen Standort für astronomische Beobachtungen macht. Den ersten Abend haben wir deshalb mit einer kompetenten Führung im Observatorio Mammalluca zugebracht.

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Am zweiten Tag haben wir in Pisco Elqui Fahrräder gemietet um das Tal zu erkunden und bereuten dies später zutiefst. Das Tal weist eine starke Steigung auf..

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Um eine weitere sehr lange Busfahrt zu vermeiden, haben wir uns entschieden, einen Stopp in Copiapó zu machen. Diese Stadt bekam 2010 unverhofft die Aufmerksamkeit der Weltpresse, da in der nahgelegenen Kupfermine San José 33 Arbeiter verschüttet wurden und erst nach 69 Tagen gerettet werden konnten. Die Rettungskapsel konnten wir im eigentlich geschlossenen Regionalmuseum bestaunen.

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Wenn wir uns ein wenig akklimatisiert haben, werden wir einige der unzähligen Touren in der Umgebung in Angriff nehmen.