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2500+

San Pedro de Atacama ist ein kleines Touristendorf inmitten der Atacamawüste in dessen Umgebung sich unzählige Naturattraktionen befinden. Daher besteht der Alltag eines Reisenden hier zumeist aus organisierten Tagesausflügen an ebendiese. Die grösste Herausforderung ist allerdings, den “richtigen” Veranstalter für die jeweilige Tour zu finden, denn scheinbar bietet fast jeder alles an. Die Hälfte des ersten Tages haben wir also mit Recherchen verbracht und uns ein Programm für die nächsten Tage zusammengestellt. Trotz den Touristenmassen (welche in der Hochsaison wohl noch grösser ausfallen) herrscht ein angenehm entspanntes Klima. Eventuell liegt das an der Höhe von 2500 müM, die einen zu einer ruhigeren Gangart zwingt.

Tag 1: Valle de la Muerte – Valle de la Luna

Die erste Tour führte uns zunächst in das Tal des Todes in der Atacamawüste. Der Name kommt von den unzähligen Grabstätten der ehemaligen indigenen Bevölkerung, die durch Steinhügel gekennzeichnet sind. Der Ort hat für “Los Indigenos” immer noch eine spirituelle Bedeutung, da er direkt auf der Achse zwischen Volcano Likancabur und einem Berg auf der anderen Seite des Tals (wer kennt den Namen?) liegt.

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Danach ging es mit unseren etwas anstrengenden Mitreisenden (eine fussfaule brasilianische Grossfamilie und zwei durchgehend schnatternde amerikanerische Studentinnen) weiter in das Tal des Mondes. Dieses Tal soll der Landschaft auf dem Mond gleichen, was unter anderem die NASA dazu bewegt hatte, in unmittelbarer Nähe den Mars Rover zu testen.

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Nachdem wir (zur grossen Freude der Brasilianer) eine Sanddüne erklommen hatten, durften wir hier noch den Sonnenuntergang bestaunen, bevor es zurück ins Dorf ging.

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Tag 2: Altiplano y Lagunas Miscanti y Miñiques

Diese ganztägige Tour startete früh am nächsten Morgen und begann zunächst mit einer längeren Anfahrt in die Salar de Atacama. Dort konnten wir an der Laguna Chaixa Flamingos beim Frühstück beobachten. Interessanter Wissenshappen: Das Wasser der Laguna wird von umliegenden Vulkanen mit Schwefel und anderen Mineralien angereichert, die von diesen Flamingos verdaut und gasförmig wieder ausgeschieden werden.

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Die Salzablagerungen im gesamten Tal haben eine spezielle Struktur und sind mit Staub und Sand verunreinigt, weshalb sie braungrau statt weiss sind.

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Als nächstes ging es in die Höhe, zu der Hochenebene der Vulkane Miscanti und Miñiques auf 4200 müM, die wir mit dem Bus langsam erklommen haben, um Symptome der Höhenkrankheit zu vermeiden. Beide Vulkanen haben ihre eigene Lagune, die jeweils gleich heisst, wie der Vulkan. Hier brüten entenähnliche Vögel auf kleinen Nestern inmitten des Sees, um den Attacken des Zorro Culpeo (oder Andenschakal) zu entkommen.

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Zum Mittagessen besuchten wir noch die Salar de Talar, welche aber neben den anderen Sehenswürdigkeiten verblasste. Die Heimreise über die Dörfer Socaire und Toconao hatte Kaffeefahrtcharakter, dort hätte man noch diverse artesanale Fertigungen einkaufen können.

Tag 3: El Tatió

Bereits um 4 Uhr wurden wir am nächsten Morgen vor unserem Hostal mit einem etwas in die Jahre gekommenen Tourbus abgeholt. Diese Tour hatten wir mit einem billigeren Anbieter gebucht, und dies war das erste Anzeichen dafür. Die holprige 1 1/2 stündige Fahrt führte direkt auf 4300 müM zu dem drittgrössten (und höchstgelegensten) Geysirfeld der Welt, wo unser Bus neben vielen weiteren wohl der heruntergekommenste war. Während keiner der Geysire hier besonders gross oder hoch dampft/spritzt, ist deren Anzahl und die Gesamtfläche des Feldes beeindruckend. Nach einer kurzen Besichtigung im Schneckentempo (wieder der Höhe geschuldet) haben wir uns beim Frühstück an unsere Cocateetassen geklammert, um nicht zu erfrieren, da die Sonne noch eine Weile auf sich warten liess.

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Um unsere Füsse wieder zu entfrieren, haben wir uns dann ein warmes Bad in einer heissen Quelle am Rande des Feldes gegönnt, selbstverständlich nicht alleine. Der Einstieg in das von 86 Grad auf ca. 30 Grad abgekühlte Wasser war sehr angenehm, der Ausstieg in ca. 0 Grad Umgebungstemperatur ist uns deutlich schwerer gefallen.

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Auf der Weiterfahrt nach Machuca haben wir noch einen Zorro Culpeo und diverse Vicuñas (ein nur in der Hochebene ab 3000 m lebender Verwandter des Lamas) gesehen.

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Das einzig Sehenswerte an Machuca, dem nächsten von Touristen überschwemmten Bergdorf, waren die domestizierten Lamas der Dorfbewohner.

Tag 4: Ruhetag

Heute ist Sonntag und somit Ruhetag. Ausser in der Kirche waren wir heute nirgends. Stimmt wirklich.

Morgen früh um 8 Uhr fahren wir auf die nächste organisierte Tour, diesmal jedoch über drei Tage und ohne Rückkehr nach San Pedro de Atacama. Das Ziel ist Uyuni in Bolivien, auf dem Weg besichtigen wir die Salar de Uyuni und weitere Lagunen.

Zuckerbrot und Peitsche

Vorletzte Nacht haben wir in einer Cabaña im Parque Nacional Pan de Azucar übernachtet. Die Cabaña war direkt am Strand, wir waren die einzigen Gäste weit und breit und konnten einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachten. Am Morgen nach dem Frühstück gesellte sich zudem noch eine Delfinherde unweit der Küste.

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Ansonsten ist mit dem Nationalpark ohne eigenes Auto nicht viel anzufangen. Daher haben wir uns gestern Nacht wieder auf den Weg (Nachtbus!) nach San Pedro de Atacama gemacht, wo wir vorhin die Vervollständigung des Traumfinales von Wembley verfolgt haben..

Valparaiso hat uns etwas enttäuscht, was durchaus auch am Wetter gelegen haben kann.

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Als es dann einmal kurz aufgetan hat, war es einiges sehenswerter. Vor allem die Hügelstadt versprüht ihren ganz eigenen Charme mit farbenfrohen Häuserfassaden und diversen Ascensores, die wieder in den flachen Stadtteil ‘El Plan’ führen. Leider sind nicht mehr allzu viele dieser Bahnen aktiv.

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Der nächste Halt unserer “Tour d’Alcool d’Amerique du Sud” führte uns in das fruchtbare Valle Elqui, die Wiege des Piscos, dem Nationalgetränk von Chile sowie Peru. Vicuña war hier unsere Basis. Paradoxerweise liegt das Tal in einer der trockensten Regionen der Welt (es hat seit 7 Jahren nicht geregnet), was es zusätzlich zu einem idealen Standort für astronomische Beobachtungen macht. Den ersten Abend haben wir deshalb mit einer kompetenten Führung im Observatorio Mammalluca zugebracht.

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Am zweiten Tag haben wir in Pisco Elqui Fahrräder gemietet um das Tal zu erkunden und bereuten dies später zutiefst. Das Tal weist eine starke Steigung auf..

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Um eine weitere sehr lange Busfahrt zu vermeiden, haben wir uns entschieden, einen Stopp in Copiapó zu machen. Diese Stadt bekam 2010 unverhofft die Aufmerksamkeit der Weltpresse, da in der nahgelegenen Kupfermine San José 33 Arbeiter verschüttet wurden und erst nach 69 Tagen gerettet werden konnten. Die Rettungskapsel konnten wir im eigentlich geschlossenen Regionalmuseum bestaunen.

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Wenn wir uns ein wenig akklimatisiert haben, werden wir einige der unzähligen Touren in der Umgebung in Angriff nehmen.

Zeitraubende Grenzen

Wir haben sie überschritten, die erste Grenze – oder besser gesagt überfahren. Der Libertadores-Pass verbindet Argentinien und Chile auf der Höhe von Mendoza bzw. Santiago und wir haben diesen (wie sollte es anders sein) mit dem Bus bezwungen. Die Strecke beträgt 330 km und dauert laut Internet 4h mit dem Auto. Angekündigt war allerdings eine Fahrzeit von 7:30h, was uns zunächst etwas überrascht hat. Die Strecke führt zunächst durch die Weinberge vor den Toren Mendozas und führt dann in eine pitoreske Schlucht, die lediglich vergangene Spuren von Zivilisation (eine verfallene Zuglinie) aufweist. Nach etwa zwei Stunden Fahrt hielten wir das ersten Mal an und waren überrascht, schon so schnell an der Grenze angekommen zu sein. Nach einer Stunde Wartezeit (natürlich ohne eine Erklärung) ging es einfach weiter, allerdings nur stockend. Irgendwann erreichten wir den Grund der Verzögerung – ein Lastwagen war offenbar mit Vollgas in die Seitenabsperrung gerast und den Hang hinunter in den Fluss gerutscht. Als wir dann endlich auf 3100m am Grenzübergang angekommen waren, waren wir erst der achte Bus in der Schlange. Nach weiterem Warten begann dann die dreistufige Migrationsprozedur: 1. Ausreise aus Argentinien, 2. Einreise nach Chile, 3. Gepäckkontrolle. Mit 3 Stunden Verspätung erreichten wir Santiago, also nach 10:30h.

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Mendoza, westlich von Buenos Aires, ist in erster Linie für den Weinanbau bekannt, was auch der Hauptgrund für unseren Besuch war. Die Stadt selbst ist mässig interessant und fällt vor allem durch von keinerlei Katalysator gebremste Autoabgase auf. Trotzdem haben wir drei Nächte dort verbracht und uns nie gelangweilt. Das Highlight war die ganztägige Weintour durch den Vorort Maipu mit gemieteten Fahrrädern, wobei hier durchaus Gasmasken angebracht gewesen wären. Bei der Anreise haben wir unseren ersten Zug in Südamerika bestiegen, die Strecke war allerdings noch nicht fertiggestellt und wir mussten ca. 5 km zu Fuss zurücklegen.

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In den folgenden 6 Stunden haben wir drei Weingüter besucht und jeweils einige Weine degustiert. Die letzte Führung bei Trapiche war dabei die aufschlussreichste, weil wir die einzigen Gäste waren und unser keineswegs wortkarge Führer uns detailliert den Produktionsablauf geschildert hat. Bei der Degustation hat er munter mitgetrunken, wohl nicht zum ersten Mal an diesem Tag..

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Der erste Eindruck von Santiago ist besser als die Reiseführer und andere Quellen vermuten liessen. Der Smog liegt zwar wie beschrieben als grauer Teppich über der Stadt, aber Katalysator ist hier kein Fremdwort, was das Leben eines Fussgängers etwas angenehmer macht. Die Rücklagen aus den Kupfereinnahmen scheinen das Land in dieser Krisenzeit wirtschaftlich etwas unabhängiger zu machen. Die einzelnen Bezirke dieser 5-Millionen-Metropole unterscheiden sich stark und bilden ihren interessanten Charakter.

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Am Dienstag fahren wir an die Pazifikküste – Valparaiso ist unser nächstes Ziel.

Zu guter Letzt ein kleines Quiz – wer weiss, was diese braunen Kugeln sind (heute auf dem Fischmarkt von Santiago gesehen)?

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