Archiv der Kategorie: Korea

Von Historie, Tagespolitik und Fisch

Suwon

Zurück in Seoul machten wir uns sofort wieder auf in Richtung Süden – aber nur bis zur Millionenstadt Suwon, erreichbar mit der U-Bahn. Dort gibt es zum einen noch Überreste einer alten Festungsanlage (Hwaseong), die der ehemalige König Jeongjo errichten liess, als er plante, Suwon zur Hauptstadt zu machen. Er starb, bevor der Plan umgesetzt wurde, heute kann man aber noch auf der Mauer spazieren und die Stadt betrachten. Zur Belustigung der Touristen wird von der Suwon Cultural Foundation täglich eine Kampfkunstshow präsentiert.

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Da der Grossteil des historischen Teils der Stadt zerstört wurde, ist der Überrest nicht allzu sehenswert. Also machten wir uns auf den Weg zum nahegelegenen Minsok Village, einer Touristenstadt die nach dem Modell eines traditionellen koreanischen Dorfes gebaut wurde. Dort kann man traditionelle Handwerkskünste wie Seidenspinnerei, Töpferei und Korbflechterei beobachten.

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Ausserdem wird ein traditioneller Bauerntanz aufgeführt, bei dem man schon vom zusehen Nackenschmerzen bekommt.

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Da an diesem Tag zufällig der Schweizer Nationalfeiertag war, suchten wir am Abend zur Feier des Tages noch das Swiss Chalet in Itaewon auf. Dort liessen wir mit Chäsfondue und Rösti den Abend ausklingen.

Panmunjeom

Keine Koreareise darf auf einen Besuch in Nordkorea verzichten. Leider sind Reisen ins Landesinnere momentan aufgrund der angespannten Beziehungen zwischen Nord und Süd auf Eis gelegt. Was aber immer möglich ist, ist ein Besuch von Panmunjeom, auch Joint Security Area (JSA) genannt. Diese gemeinsam administrierte militärische Siedlung liegt in der demilitarisierten Zone (DMZ), einem vier Kilometer breiten Trennungsstreifen zwischen Nord und Süd.

Bevor wir diese betreten konnten, besuchten wir auf unserer Tagestour noch das Odusan Unification Observatory, wo man politisch auf den Besuch eingestellt wird. Nach der sehr südkoreanisch geprägten Propaganda kann man theoretisch über den Fluss in den Norden schauen. An diesem Tag war aber das Wetter relativ schlecht und die Sicht auch.

Als nächstes besuchten wir noch Imjingak, wo man auf der Freedom Bridge bis zur Absperrung laufen kann. Von hier kann man auch den Zug beobachten, der zwei mal täglich leer in Richtung Norden fährt als Symbol der möglichen Vereinigung.

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Im Anschluss ging es in Richtung JSA. Bevor wir diese aber betreten konnten, mussten wir am Camp Bonifas in einen offiziellen Bus der UNO wechseln. Nachdem wir schriftlich jegliche Haftung über unser Schicksal übernahmen und einer intensiven Passkontrolle unterzogen wurden, durften wir durch zwei Absperrungen mit Panzersperren hindurch in die JSA vordringen. Hier gibt es Verhandlungsräume, wo unter anderem das Ende des Koreakrieges verhandelt wurde.

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Es ist klar geregelt, welche Seite wann Zugriff auf den gemeinsamen Bereich hat (auch wenn sich der Norden nicht immer strikt daran hält). So darf der Norden morgens dort Besuch empfangen, der Süden nachmittags. Dementsprechend waren wir am Nachmittag kurz in diesem Bereich und konnten einen Meter in nordkoreanisches Territorium eindringen.

Während des Aufenthalts wird man ununterbrochen von der nördlichen Seite beobachtet, es sind mehrere Fernrohre und grosse Objektive aufgestellt. Sogar der Wachposten hat ein Fernglas dabei.

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Der Besuch der JSA war insgesamt relativ kurz und Fotos auf bereits gezeigtes beschränkt. So können wir weder die überdimensionierte nordkoreanische Fahne im sogenannten Propaganda Village zeigen, noch die kleinere südkoreanische Schwester im sogenannten Freedom Village.

Jongmyo & Noryangjin

An unserem letzten Tag in Südkorea besuchten wir noch den Jongmyo Shrine, einem Tempel, wo die Ahnentafeln der königlichen Familie aufbewahrt werden.

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Danach konnten wir uns nicht verkneifen, noch den grössten Fischmarkt Seouls, wenn nicht Südkoreas (Noryangjin) zu besuchen. Hier kann man alles kaufen, was im Meer lebt, hier eine kleine Auswahl:

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Die lokale Spezialität ist koreanisches Sashimi, was vor Ort zubereitet und in einem der anliegenden Restaurants gegessen wird. Wir hatten dies schon in Yeosu probiert und haben an unserem letzten Abend einen koreanischen Tischgrill vorgezogen.

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Am nächsten Morgen mussten wir uns schweren Herzen von Südkorea und unseren Gastgebern Benji und Arum verabschieden. Danke für zwei schöne Wochen mit vielen kulinarischen Highlights!

Hello Kimchi

Der koreanische Monsun empfing uns gleich zu Beginn in Seoul. Wie wir jedoch nach kurzer Zeit erfahren durften, waren dies nur noch die letzten Ausläufer. Die erste Woche erkundeten wir Seoul inklusive seiner Paläste, kulinarischen Spezialitäten und Shoppinggelegenheiten. Folgend die Highlights:

Sightseeing

Das Stadtbild von Seoul ist geprägt von Neonschriftzügen und grossen Betonbauten, die ab und zu von antiken Bauten unterbrochen werden. Vor allem im mittlerweile weltberühmten Gangnam (was schlicht südlich des Flusses bedeutet) konkurrieren zahlreiche Hochhäuser um die Gunst des Betrachters.

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Aber auch anderswo gilt: grösser ist besser.

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Die beste Aussicht über diese hügelige Metropole lässt sich vom Seoul Tower auf dem Namsan (Südberg) geniessen.

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Leider wird diese Aussicht unabhängig vom Wetter zumeist von undurchsichtigem Smog getrübt.

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Nördlich der Innenstadt, eingebettet von den Palästen Gyeongbokgung und Changdeokgung, liegt das Bukchon Hanok Village, ein Bereich wo noch viele Häuser im alten Hanok-Stil stehen.

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Paläste

In Seoul gibt es vier Paläste, die alle einigermassen ähnlich sind und sehr zentral liegen. Je nach Wichtigkeit des Gebäudes wurden früher zwischen drei und elf Figürchen an die Ecken der Dächer gesetzt.

Jeder der Paläste beinhaltet einen Haupteingang mit anschliessendem “Laufsteg” in drei Zonen: einer mittleren, erhöhten Zone, die für den König reserviert war, eine rechte Zone für die Offiziere und eine linke Zone für gemeines Militär.

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Neben dem Regierungspalast für offizielle Empfänge verfügt jeder Palast über ein Arbeits- und Schlafgebäude des Königs, ein Wohnhaus für die Königin und viele kleinere Gebäude für die Konkubinen. Jedes dieser Gebäude ist im klassischen koreanischen Stil gebaut und wird mittels Ondol (einer mit Heissluft betriebenen Fussbodenheizung) geheizt.

Changdeokgung direkt nördlich des Stadtzentrums ist der einzige der Paläste, der UNESCO-Status besitzt. Leider wurden alle der Paläste während der japanischen Besatzung und im anschliessenden Koreakrieg stark beschädigt, Changdeokgung hat diese Zeit am besten überstanden, ist aber trotzdem “nur” zu 30% original. Das Gelände beinhaltet auch den Huwon (Secret Garden), einem Privatgarten der königlichen Familie. Leider darf dieser nur in Gruppen von 50 Personen besucht werden, was der Umgebung etwas den Charme nimmt.

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Essen

Ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung eines Touristen in Korea ist die Erkundung der koreanischen Küche. Gegessen wird grundsätzlich mit dünnen Metallstäbchen (und einem Löffel für Suppen), traditionell auf dem Boden. Serviert werden Hauptgerichte, immer begleitet von unzähligen Beilagen in kleinen Schüsseln. Beilagen können unbegrenzt kostenlos nachbestellt werden. Die berühmteste Beilage ist wohl Kimchi, eingelegter Kohl, die es in zahlreichen Varianten gibt. Gegessen wird immer gemeinsam und grundsätzlich wird ein Gericht geteilt. Bekannt ist die koreanische Küche auch für den Tischgrill, der mit einem Abzug ausgestattet ist, um den Qualm zu entziehen.

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Unsere versierten Gastgeber haben uns eine grosse Breite der lokalen Küche präsentiert. Darunter waren auch etwas ausgefallenere Mahlzeiten wie z. B. Schweinebeine.

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Südlich von Seoul, in Jeonju, entstammt eines der bekanntesten Gerichte Koreas, das Bibimbap. Dieses Gericht wird in einer Schüssel zubereitet. Dort wird Reis mit verschiedenen Gemüsebeilagen vermischt. Dazu wird wie immer eine breite Palette an Beilagen serviert sowie eine übelriechende aber leckere Suppe. Wir hatten das Privileg, dieses Gericht an seiner Geburtsstätte zu uns zu nehmen.

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Auf vielen der zahlreichen Märkte in Seoul werden neben Kleidung und Haushaltsbedarf auch Lebensmittel verkauft. Diese können entweder mitgenommen oder direkt vor Ort an einem der Stände konsumiert werden.

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Trinken

Ein weiterer unabdingbarer Teil des gemeinsamen Essens ist der Konsum von Alkohol. Dieser darf allerdings auch nie ohne Essen konsumiert werden. Das am weitesten verbreitete Getränk ist Soju, ein Branntwein aus Reis mit ca. 20% Alkoholgehalt.

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Soju hat keinen grossartigen Eigengeschmack, sondern schmeckt eigentlich wie verdünntes Ethanol. Für etwas Abwechslung kann alternativ auch Makgeolli, eine vergorene Reissuppe getrunken werden.

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Für den etwas süsseren Gaumen bietet sich Bokbunjaju an, ein Wein aus schwarzen Himbeeren.

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Road Trip

Die letzten fünf Tage haben wir mit Benji und Arum, unseren Gastgebern, eine kleine Rundfahrt durch Südkorea gemacht. Der Start war letzten Samstag, wo wir mit einigen weiteren Freunden in Gapyeong übernachteten. In einer kleinen Pension am Han-Fluss richteten wir uns traditionell koreanisch zu siebt auf dem Boden ein. Zum Abendessen grillten wir traditionell amerikanisch Hot Dogs und Steaks.

Die folgenden Tage waren wir zu viert unterwegs und fuhren einige Sehenswürdigkeiten an. Als erstes ging es nach Gyeongju, der ehemaligen Hauptstadt des Silla-Reichs. Dementsprechend befinden sich hier wieder alte Tempelanlagen, deren bedeutendste Bulguk-sa wir besichteten.

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In der Nähe befindet sich zudem der Nationalschatz #24, der Buddha der Seokguram-Grotte. Diese Statue zerfällt leider langsam und wird deshalb von einem klimatisierten Schutzraum umgeben.

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Hier gibt es auch einige der klassischen koreanischen Grabhügel zu bewundern.

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Am Abend gingen wir noch an den Anapji, einem angelegten Teich aus dem Silla-Reich.

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Als nächstes ging es an die Südküste nach Yeosu, dem Veranstaltungsort der EXPO 2012. Hier konnten wir an schwarzem Sandstrand baden und im nahegelegenen Boseong eine der bekanntesten Grünteeplantagen Südkoreas besichtigen. Ein Highlight hier war das Joghurt-Grünteeeis zur Abkühlung bei wie immer feuchtwarmem Wetter.

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Ausblick

Zurück in Seoul wartet nun noch die demilitarisierte Zone zu Nordkorea auf uns, und vermutlich auch noch weitere kulinarische Highlights. Am Sonntag müssen wir Korea leider schon wieder verlassen und machen uns auf in Richtung KL.