Archiv für den Monat: April 2013

Zeitraubende Grenzen

Wir haben sie überschritten, die erste Grenze – oder besser gesagt überfahren. Der Libertadores-Pass verbindet Argentinien und Chile auf der Höhe von Mendoza bzw. Santiago und wir haben diesen (wie sollte es anders sein) mit dem Bus bezwungen. Die Strecke beträgt 330 km und dauert laut Internet 4h mit dem Auto. Angekündigt war allerdings eine Fahrzeit von 7:30h, was uns zunächst etwas überrascht hat. Die Strecke führt zunächst durch die Weinberge vor den Toren Mendozas und führt dann in eine pitoreske Schlucht, die lediglich vergangene Spuren von Zivilisation (eine verfallene Zuglinie) aufweist. Nach etwa zwei Stunden Fahrt hielten wir das ersten Mal an und waren überrascht, schon so schnell an der Grenze angekommen zu sein. Nach einer Stunde Wartezeit (natürlich ohne eine Erklärung) ging es einfach weiter, allerdings nur stockend. Irgendwann erreichten wir den Grund der Verzögerung – ein Lastwagen war offenbar mit Vollgas in die Seitenabsperrung gerast und den Hang hinunter in den Fluss gerutscht. Als wir dann endlich auf 3100m am Grenzübergang angekommen waren, waren wir erst der achte Bus in der Schlange. Nach weiterem Warten begann dann die dreistufige Migrationsprozedur: 1. Ausreise aus Argentinien, 2. Einreise nach Chile, 3. Gepäckkontrolle. Mit 3 Stunden Verspätung erreichten wir Santiago, also nach 10:30h.

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Mendoza, westlich von Buenos Aires, ist in erster Linie für den Weinanbau bekannt, was auch der Hauptgrund für unseren Besuch war. Die Stadt selbst ist mässig interessant und fällt vor allem durch von keinerlei Katalysator gebremste Autoabgase auf. Trotzdem haben wir drei Nächte dort verbracht und uns nie gelangweilt. Das Highlight war die ganztägige Weintour durch den Vorort Maipu mit gemieteten Fahrrädern, wobei hier durchaus Gasmasken angebracht gewesen wären. Bei der Anreise haben wir unseren ersten Zug in Südamerika bestiegen, die Strecke war allerdings noch nicht fertiggestellt und wir mussten ca. 5 km zu Fuss zurücklegen.

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In den folgenden 6 Stunden haben wir drei Weingüter besucht und jeweils einige Weine degustiert. Die letzte Führung bei Trapiche war dabei die aufschlussreichste, weil wir die einzigen Gäste waren und unser keineswegs wortkarge Führer uns detailliert den Produktionsablauf geschildert hat. Bei der Degustation hat er munter mitgetrunken, wohl nicht zum ersten Mal an diesem Tag..

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Der erste Eindruck von Santiago ist besser als die Reiseführer und andere Quellen vermuten liessen. Der Smog liegt zwar wie beschrieben als grauer Teppich über der Stadt, aber Katalysator ist hier kein Fremdwort, was das Leben eines Fussgängers etwas angenehmer macht. Die Rücklagen aus den Kupfereinnahmen scheinen das Land in dieser Krisenzeit wirtschaftlich etwas unabhängiger zu machen. Die einzelnen Bezirke dieser 5-Millionen-Metropole unterscheiden sich stark und bilden ihren interessanten Charakter.

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Am Dienstag fahren wir an die Pazifikküste – Valparaiso ist unser nächstes Ziel.

Zu guter Letzt ein kleines Quiz – wer weiss, was diese braunen Kugeln sind (heute auf dem Fischmarkt von Santiago gesehen)?

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Patagonia II – Bus, Bus, Bus

Das letzte Mal waren wir noch im Süden von Patagonien, jetzt befinden wir uns in dessen Norden. Dazwischen liegen viele Buskilometer vorbei an endloser Grassteppe, immer mit den Anden im Hintergrund. Alpacas, Hasen, Schafe, Kühe und Strausse waren unsere steten Begleiter.

Unsere Krankheit hat uns ja zu dem Entschluss gerungen, unsere bereits gebuchte erste Busfahrt um zwei Tage zu verschieben. Am freien Tag nach unserer Genesung haben wir noch eine kleine Wanderung mit Sicht auf den Fitz Roy gemacht (siehe Foto).

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Nach einer Nachtbusfahrt (Semi Cama) haben wir uns eine kurze Nacht in Los Antiguos gegönnt, bevor es direkt weiter nach Bariloche ging. Dieser Touristenmagnet liegt am Parque Nacional Nahuel Huapi und bietet im Winter Skispass und im Sommer alles, was der Park sonst zu bieten hat (z. B. Wandern und Fahrradfahren).

Wir haben uns dazu entschieden, eine zweitägige Wanderung zu unternehmen. Übernachtet haben wir in der Berghütte Refugio Frey (siehe Fotos), die wunderschön an einem kleinen Bergsee gelegen ist, allerdings hatte der letzte Teil des Aufstiegs es in sich.

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Nach dem Abstieg und einer weiteren Übernachtung in Bariloche begeben wir uns morgen wieder auf eine 18stündige Busfahrt (Cama) nach Mendoza. Dort werden wir das Kapitel Argentinien abschliessen und begiessen (mit Malbec natürlich!) und Richtung Santiago de Chile aufbrechen..

Patagonia I – Viento, Mucho Viento

Jetzt hat es uns zum ersten Mal erwischt – wir sitzen oder liegen schon den ganzen Tag im Hostel (wir haben dies schon gestern geschrieben, konnten es aber erst jetzt hochladen) und kurieren unsere Magen-/Darmentgleisung, die sich heute morgen bemerkbar gemacht hat. Aber werfen wir einen Blick zurück..

Als wir in El Calafate angekommen sind, waren wir etwas enttäuscht – es ist ein richtiges Touristendorf, das nicht viel zu bieten hat ausser geldhungrigen Tourorganisatoren. Trotzdem haben wir natürlich die teuerste Tour gebucht (Todos los Glaciares) und eine siebenstündige Rundfahrt auf dem Lago Argentino mit vielen Wochenendtouristen aus dem Inland unternommen. Trotz anfänglicher Skepsis, starkem Wind und zeitweiligem Regen hat sich der Ausflug gelohnt. Wir haben die Gletscher Upsala, Spegazzini, Helm und zu guter Letzt den breitesten (von vorne gesehen) und bekanntesten Perito Moreno angefahren. Spegazzini hat uns aber fast mehr beeindruckt, weil er höher ist (siehe Foto).

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Nachdem wir noch das obligate Essen in der exzellenten Parilla La Tablita genossen haben, sind wir dann nach einiger Überlegung mit dem Bus Richtung El Chaltén aufgebrochen. Nach 3 1/2 Stunden kamen wir an und waren sofort erleichtert, da El Chaltén eher unseren Vorstellungen von Patagonien entsprach. Gleich nach dem Checkin haben wir uns auf eine sechsstündige Wanderung zu einer Gletscherlagune mit wunderbarer Sicht auf den Cerro Solo (siehe Foto) begeben und waren überrascht, dass die Zeitangabe relativ knapp bemessen war (zumindest für unsere untrainierten Beine).

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Eine zweite achtstündige Wanderung mit Blick auf den Fitz Roy und die Weiterfahrt nach Los Antiguos mussten wir heute morgen aufgrund der eingangs erwähnten Problematik (zunächst) um zwei Tage verschieben. Dafür kommen wir jetzt in den Genuss eines zweiten Hostelzimmers (dieses Mal mit eigenem Bad ;)).

Zuletzt noch eine gute Nachricht: Unsere Planung für Galapos schreitet voran. Wir werden vermutlich Anfang Juli eine achttägige Bootstour machen 🙂

Wir melden uns, wenn unsere Mägen sich beruhigt haben.