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The German Patient

Unser Aufenthalt in Copacabana hat sich etwas in die Länge gezogen, weil Jonas weiterhin hohes Fieber hatte und das etwas auskurieren musste. So blieben wir einen Tag länger als geplant in Bolivien am Titikakasee. Deshalb und weil es sehr touristisch sein soll, haben wir Puno (die peruanische Seite des Titikakasees mit seinen schwimmenden Inseln) nur als Umsteigebahnhof Richtung Arequipa verwendet. Ein weiterer Grund war, dass Arequipa als wohlhabende Stadt mit einer knappen Million Einwohnern mehrere Privatkliniken zu bieten hat. Obwohl dies nur als Notfalloption gedacht war, haben wir uns aufgrund des anhaltenden Fiebers und der zunehmenden Atemprobleme von Jonas entschieden, eine ärztliche Meinung einzuholen.

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Die gute Nachricht war, dass keine Viruserkrankung vorlag (z. B. Dengue-Fieber aus der Pampas). Allerdings musste die bakterielle Infektion im Halsbereich mit Antibiotika behandelt werden.

Arequipa

Die Innenstadt von Arequipa ist relativ modern und intakt, was uns im Vergleich zu grossen Teilen Boliviens zunächst erstaunt hat. Im Supermarkt gab es wieder sämtliche europäische Luxusprodukte, auch Starbucks, McDonalds, Burger King und Konsorten waren wieder vertreten. Das mildere Klima (2300m statt 3800m) kam uns entgegen, das belanglose bolivianische Essen wich gewürzter Küche und so fühlten wir uns in Arequipa wohl.

Ansonsten war zufällig Fronleichnam (Corpo Cristi), was im Gegensatz zu grossen Teilen Deutschlands und der Schweiz gross gefeiert wird. So konnten wir spontan am Plaza de Armas der Prozession beiwohnen. Hierzu wurden den ganzen Tag über christliche Bilder aus gefärbtem Sand auf die Strassen um den Platz gemalt, die dann feierlich von der Festgesellschaft unter Anführung des Erzbischofs von Arequipa zertreten wurden.

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Valle de Colca – Colca Canyon

In der Nähe von Arequipa liegt der Colca Canyon, eine Schlucht tiefer als der Grand Canyon in Arizona. Gerne hätten wir diese Schlucht in einer dreitägigen Tour erwandert (die einzige Möglichkeit, richtig in den Canyon hinein zu kommen). Aus gesundheitlichen Gründen mussten wir dies leider durch eine zweitägige geführte Touri-Tour ersetzen, die allerdings nur in das Tal an den Anfang des Canyons führte. So konnten wir immerhin etwas das Tal bestaunen und bis an den Cruz del Condor vorstossen, wo eine der grössten Kondorkolonien ansässig ist.

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Ansonsten war die Tour wie erwartet überhaupt nicht nach unserem Geschmack, mit einem Führer der fortwährend schlechte Witze riss und nur Stopps in absoluten Touristenhotspots machte, wo er sicher jedes Mal eine Provision kassieren konnte. Beim gemeinsamen Abendessen fanden sich ganz spontan ein kleines folkloristisches Quartett sowie ein Tänzerpaar ein, um peruanisches Musik- und Tanzgut zu präsentieren.

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Cusco

In Peru gibt es zwei Busgesellschaften, die sich von der Masse abheben, sowohl preislich als auch vom Service und der Qualität. Da Jonas immer noch etwas reduziert war, haben wir den Cruzero Suite von Cruz del Sur nach Cusco gebucht. Dieser Bus ist die Crème de la Crème seines Standes mit Full-Cama, persönlichem Touchscreenmonitor mit diversen Filmen zum Auswählen, WIFI, Abendessen und Heizung! Das einzige, was zu bemängeln war, war der merkwürdige Fahrplan. In Arequipa fuhren wir um 20 Uhr los, um bereits um 6 Uhr in Cusco anzukommen. Um 5 Uhr wurden wir allerdings schon geweckt, damit wir um 6 Uhr auch ausstiegsbereit waren.

In Cusco dreht sich alles um die Inkas. Die Umgebung ist übersät von Inkaruinen, mehr oder weniger zerstört von den Spaniern und dem Wetter. Die Spanier trifft wohl die Hauptschuld, da sie die Steine der Inkastätten zum Bau ihrer Kathedralen und anderen Kirchen verwendet haben. Cusco ist somit eine Mischung aus Inkagestein und Kolonialbauten.

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Man kommt in Cusco nicht umher, das Boleto Turistico zu kaufen, das zwölf Tage lang Eintritt zu den wichtigsten Stätten ermöglicht. Selbstverständlich ist die bekannteste Inkaruine Machu Picchu nicht in dem Ticket enthalten, sondern kostet noch einmal dasselbe. In den letzen drei Tagen haben wir uns bemüht, so viele Stätten wie möglich zu besichtigen. Die nächste Ruine zu Cusco liegt an dessen Rand und heisst Saqsaywaman und war laut unserem Guide die wichtigste und heiligste Stätte der Inka, denn hier lebte der Hohenpriester. Hier findet immer noch jährlich das grosse Fest zur Sommersonnenwende Inti Raymi statt. Die Spanier haben dies allerdings vom 21. auf den 24. Juni verschoben und dabei ist es geblieben.

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Heute wurde uns leider der Zutritt nach Pisaq verwehrt, da die einzige Brücke im gesamten Tal für die nächsten zwei Monate in Reparatur ist. So mussten wir uns bei Regen mit Ollantaytambo und Chinchero zufrieden geben, die aber auch beeindruckend sind.

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Morgen früh begeben wir uns abermals auf eine geführte Tour, diesmal die Inka Jungle Tour mit dem Ziel Machu Picchu inklusive Huaynapicchu am Montag. Wir hoffen, dass es nicht allzu viel regnet..

In die Pampas und zurück

Nach sieben Stunden Wartezeit am Flughafen in El Alto erhob sich unser Flugzeug endlich in die Lüfte mit der wohl sinnlosesten Flugbegleiterin aller Zeiten. Ihre einzige Aufgabe war gelangweilt die Sicherheitsdurchsage in eintönigem Englisch und Spanisch durchzuführen. Die restliche Zeit des Fluges sass sie wie jeder andere auf einem Passagiersitz. Service wie Essen oder Getränke gab es auf diesem kurzen, etwas holprigen Flug nicht.

Die Landung erfolgte auf einer erst vor drei Jahren geteerten Landebahn mitten im Dschungel. Die Luft war feucht und etliche Grade wärmer als in La Paz. Vom Flugzeug wurden wir etwa hundert Meter mit einem kleinen Sammelbus bis zum Flughafengebäude gefahren, wo wir auf unser Gepäck warten mussten.

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Überraschenderweise und vermutlich der späten Ankunft zu schulden, wurden wir von unserem Tourveranstalter abgeholt und ins Hotel gebracht.

Pampas

Am nächsten Morgen wurden wir am selben Ort wieder abgeholt und 3 1/2 Stunden über eine sehr unebene Landstrasse in die Pampas verfrachtet. Den letzten kurzen Abschnitt legten wir mit einem motorisierten Kanu, mit dem wir die nächsten Tage die Umgebung erkunden sollten, zurück. Bereits hier erblickten wir die ersten exotischen Tiere, pinke Flussdelfine.

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Beim gemeinsamen Mittagessen mit unserem Guide Nixon stellte sich heraus, dass wir die einzigen Gäste auf dieser Tour waren. Den gesamten Nachmittag sowie den Morgen des nächsten Tages verbrachten wir auf dem Fluss auf der Suche nach weiteren Wildtieren. Neben diversen exotischen Vögeln (Kormorane, Hoaxin, drei Arten Storche und weitere) konnten wir unzählige Kaimane (sowohl schwarze als auch Brillenkaimane), Schildkröten jeder Grösse und verschiedene Affenarten (Kapuzineraffen und squirrel monkeys) bestaunen.

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Am Nachmittag des zweiten Tages versuchten wir uns in der Kunst des Piranhafischens. Diese kleinen Biester lassen sich nur schwer einfangen, da sie immer nur kleine Teile des Köders abbeissen. Während wir zu zweit lediglich dreimal erfolgreich waren, fing Nixon stolze 18 Exemplare. Beim Abendessen durften wir unseren Fang dann probieren. Die Fleischausbeute pro Fisch ist jedoch minimal und so waren wir froh dass es wie bei jeder Mahlzeit diverse Speisen gab.

Den letzten Tag verbrachten wir etwas aktiver auf der Suche nach Anakondas wurden jedoch aufgrund des bewölkten Wetters und des noch eher hohen Wasserstandes nicht fündig.

Reise nach Coroico

Nun wollten wir nach Copacabana am Titikakasee weiter, doch ist dies nur über La Paz möglich. Da wir nicht schon wieder fliegen wollten und die Strasse nach La Paz nicht blockiert wurde, entschieden wir uns den Bus zu nehmen und die Fahrt in Coroico zu unterbrechen. Dies gestaltete sich jedoch wieder einmal schwierig. Die Busse fahren von Rurrenabaque alle um die Mittagszeit ab, um in La Paz früh morgens anzukommen. Da Coroico nur etwa vier Stunden vor La Paz liegt, wären sie dort gegen 3 Uhr angekommen. Zudem wollten wir eine Nachtfahrt auf den schlechten Strassen vermeiden. Die Alternative sind Colectivos, die sobald sie voll sind (d.h. sechs oder sieben Passagiere) losfahren. Allerdings fahren sie jeweils nur bis zur nächsten grossen Wegkreuzung, wo der Kleinbus gewechselt und abermals gewartet werden muss bis er voll ist. Dabei kann es sich wie in unserem Fall auch um zwei Stunden handeln. Mit dem zweiten Colectivo kamen wir an eine Strassensperre aufgrund einer Baustelle. Dort mussten wir drei Stunden warten bis um fünf Uhr die Bauarbeiten eingestellt wurden.

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Somit kamen wir doch erst um sieben Uhr in Caranavi an, etwa zwei Stunden vor Coroico. Zu dieser späten Stunde fanden sich nicht genug Interessenten um ein ganzes Colectivo zu füllen. Also buchten wir nach einigem Überlegen einen Expresso (Colectivo für uns ganz alleine), was etwas weniger als sieben Einzelplätze kostete. Nach drei anstatt den anvisierten zwei Stunden kamen wir in Nacht und Nebel gegen Mitternacht im scheinbar toten Coroico an. Dank eines hilfbereiten Strassenverkäufers fanden wir schliesslich auch eine Unterkunft, mussten allerdings die französische Gastmutter aus ihren Träumen reissen.

Coroico

In diesem Wochendausflugsziel für reiche Grossstädter kann man vor allem die Natur geniessen und wandern – normalerweise. Auf Empfehlung des Touristenbüros machten wir uns am nächsten Morgen auf die Wanderung zu den drei Wasserfällen. Schon vor dem ersten Wasserfall war der Weg jedoch so verwuchert und an gewissen Stellen abgerutscht, dass wir dieses Unterfangen klitschnass (aufgrund des nächtlichen Regens) abbrechen mussten. Stattdessen vergnügten wir uns im Hostal eigenen Pool.

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Weiterfahrt nach La Paz

Am nächsten Morgen bestiegen wir erneut ein Colectivo, dass uns direkt nach La Paz bringen sollte. Zu unserem Erstaunen bog der Fahrer jedoch an der ersten Kreuzung anstatt nach rechts auf die neue asphaltierte Schnellstrasse nach links auf die eigentlich geschlossene Death Road, die wir eigentlich vermeiden wollten, ab. Vermutlich kostet die Schnellstrasse einen oder zwei Franken Gebühr. Glücklicherweise kamen wir trotzdem einigermassen pünktlich und wohlbehalten an.

Um nicht wieder den ganzen Tag im Bus zu sitzen, übernachteten wir noch einmal in La Paz. Dies war jedoch nicht die beste Entscheidung, da am nächsten Tag dass grosse Quartierfest Gran Poder genau um unser Hostal stattfand. Daher konnte uns der Bus nicht wie eigentlich ausgemacht am Hotel abholen, stattdessen holte uns eine schlecht organisierte Dame zu Fuss ab und versuchte immer wieder neue Treffpunkte mit dem Busfahrer per Telefon zu vereinbaren. Letztendlich fuhren wir vom Busbahnhof mit einiger Verspätung ab.

Copacabana

Nein, wir sind nicht in Rio de Janeiro, sondern am Titikakasee angekommen, neun Kilometer vor der peruanischen Grenze. Obwohl auf 3800 Metern Höhe und an nur einem sehr grossen See gelegen, wähnt man sich fast am Meer, zumal der See Salzwasser enthält. Einzig die fehlenden Wellen und die eisige Kälte in der Nacht indizieren die Wahrheit.

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Den Nachmittag verbrachten wir mit vielen Deutschen und anderen Fussballverrückten in einer kleinen Bar im Stadtzentrum wo wir den Triumph der falschen Mannschaft (und auch noch der unsägliche Robben!!!) mit ansehen mussten.

Typischerweise macht man von Copacabana aus eine Tour auf die Isla del Sol, wo nach Glauben der Incas die Geburtstätte der Sonne und des Mondes liegt. Wir haben uns entschlossen mit dem Boot auf die Nordseite der Insel zu fahren und sie nach Süden zu erwandern, wo wieder ein Boot zurückfuhr. Gemeinsam mit einem deutschen Nordlicht (Adrian), der bereits seit zwei Jahren um die Welt schippert, bezwangen wir die drei Viertausender. Offenbar haben die Einheimischen in den letzten Jahren die Touristen als Einnahmequelle entdeckt, dreimal wird man insgesamt zur Kasse gebeten, dafür dass man auf der Insel wandern darf.

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Wieder in Copacabana angekommen, wurde Jonas kalt (wie ihr wisst ein schlechtes Zeichen). So verbrachten wir heute den Tag im Hotelzimmer, damit Jonas sich von seinen Fieberattacken erholen kann – hoffentlich sind nicht die Mücken aus der Pampas Schuld.