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Geduld

In Bolivia, todo es posible, pero nada es cierto. -Alberto

Diese Weisheit unseres Guides auf der Uyuni-Fahrt sollte sich bewahrheiten. Die Blockaden, die just an dem Tag begannen, wo wir in Uyuni ankamen, halten weiterhin an. Zumeist finden die Blockaden der Verbindungsstrassen zwischen den grossen Städten sowie die Demonstrationen tagsüber statt. Da selbst der Verkäufer des Busunternehmens in Cochabamba uns strengstens vor einer Fahrt durch die Nacht abgeraten hat, blieb uns seit Sucre nur die Fliegerei als Alternative. Dies macht dieses eigentlich preiswerte Land doch etwas teurer und man sieht dabei die Landschaft zwischen den Städten nicht. Ausserdem verstehen wir nicht den Sinn dieser Blockaden, wenn doch die Reichen sich dem einfach entziehen können, wenn sie fliegen.

Sucre

Sucre, offiziell Hauptstadt des Landes (Regierungssitz und emotionale Hauptstadt ist La Paz) ist Teil des Weltkulturerbes der UNESCO als beispielhafte Kolonialstadt. Die durchweg weissen Häuser der Altstadt müssen jährlich neu gestrichen werden, um diesen Status zu bewahren. Das ist aber nicht immer sichtbar. Die Stadt ist sehr ruhig und klein (weitere Anzeichen dafür, dass es nicht die wahre Hauptstadt ist). Etwas hektisch geht es auf dem Sonntagsmarkt (ausser auf dem Hauptplatz) im nahegelegenen Tarabuco zu, wo sich die indigene Bevölkerung des Umlandes wöchentlich trifft und Handel betreibt. Hier findet man alles, was man für das Haus, die Küche und auch kleidungstechnisch braucht. Für die Touristen sind insbesondere die selbstgewebten Stoffe interessant.

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Aber es gibt auch kulinarische Besonderheiten auf diesem Markt.

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Cochabamba

Wie gesagt hielten die Blockaden weiter an und statt einer siebenstündigen Nachtbusfahrt sind wir zum ersten Mal geflogen. Also waren wir nach 21 Minuten Flug mit BoA (Boliviana de Aviación) in Cochabamba, einer Provinzhauptstadt mit 600000 Einwohnern. Ein grosser Teil der Innenstadt scheint komplett aus Markt zu bestehen. Man kann ohne weiteres stundenlang durch enge Gassen laufen und Ware aller Art bewundern. Als Schutzpatron steht auf dem Haushügel der Cristo de la Concordia. Diese Statue ist etwas grösser als der weltberühmte Cristo Redentor in Rio de Janeiro, aber kaum bekannt.

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Ansonsten gibt es keine Sehenswürdigkeiten in Cochabamba, so dass wir schon nach einer Nacht bereit waren, weiterzufahren. Als wir am Vortag am Busbahnhof gefragt hatten, wie die Situation sei, konnten sie uns noch keine definitiven Informationen geben, nur dass es an diesem Tag keine Probleme gebe. Am nächsten Morgen fanden wir uns also wieder am Busbahnhof ein und prompt wurde wieder blockiert. Wie bereits erwähnt, wollte uns der Angestellte des Busunternehmens aus Sicherheitsgründen kein Ticket für den Nachtbus verkaufen, also waren wir abends wieder auf dem Weg zum Flughafen, diesmal ging es mit TAM (Transporte Aéreo Militar) nach La Paz.

La Paz

Der Anflug nach La Paz soll atemberaubend sein, da es aber schon dunkel und zudem bewölkt war, wurde uns dieser Anblick weitestgehend vorenthalten. Das Wetter hat sich über die drei Tage leider gehalten. Trotzdem machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum Hauptplatz Plaza Murillo, an dem auch die Kathedrale steht. Aber bereits am Plaza San Francisco wurde uns der Weg durch einen Demonstrationszug versperrt. An den Ausmassen dieser Demonstration (welche offenbar schon neun Tage zuvor begonnen hatte) und der Tatsache, dass sie von kleinen Dynamitexplosionen begleitet wurde, bestätigte den Eindruck, dass wir in der eigentlichen Hauptstadt angekommen waren.

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Zwar konnten wir über eine Brücke an dem Zug vorbei, aber der Plaza Murillo inklusive Regierungsgebäude wurde von unzähligen Polizisten mit Schutzschildern und harten Waffen abgeriegelt. Also versuchten wir, andere Teile der Stadt zu besichtigen, was immer wieder an kleineren Demonstrationszügen endete.

Am nächsten Morgen sind wir etwas früher losgegangen, um eventuell noch vor den grossen Demonstrationen an den Hauptplatz zu gelangen. Zwar war wieder alles abgeriegelt, aber diesmal durften wir als Touristen trotzdem den Platz und die Kathedrale betreten. Dort trafen wir alle Tauben der Stadt an.

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Ansonsten gibt es selbstverständlich auch in La Paz einige Märkte. Einer der bekanntesten ist der sogenannte Mercado de Hechicería, wo die Aymara Kräuter, rituelle und mystische Gegenstände verkaufen – unter anderem auch getrocknete Lamaföten.

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Weiter

Jetzt sind wir wieder am Flughafen. Eigentlich sollten wir schon längst in Rurrenabaque sein, morgen früh geht unsere Tour in die Pampas los. Unser Flug mit Amaszonas (jetzt haben wir dann alle einheimischen Fluggesellschaften durch) wurde von 10:00 auf 16:15 verschoben, mal sehen, ob das stimmt und ob wir tatsächlich morgen früh losfahren..

Bloqueo

Wir haben ein neues Wort gelernt. Bloqueo heisst Blockade und ist das heisse Thema der Stunde in Bolivien. Als Evo Morales im Januar 2006 an die Macht kam, hat er versprochen, die Arbeitsbedingungen und Saläre der Minenarbeiter zu verbessern – durch die Verstaatlichung der Minen. Passiert ist das bislang nicht, weshalb die Minenarbeiter momentan die Verbindungsstrassen zwischen allen grossen Städten blockieren, was unsere Reise etwas behindert. Schon in der Salar de Uyuni mussten wir uns am letzten Tag der Tour mit dem Mittagessen etwas beeilen, da die Fahrer Nachricht erhalten hatten, dass die Zufahrtsstrasse nach Uyuni gesperrt werden könnte und sie wie bereits erwähnt noch am selben Tag mit einer Tour zurück Richtung San Pedro mussten. Aus dem selben Grund sind wir nicht in Uyuni geblieben sondern am selben Abend noch Richtung Potosí gefahren. Trotzdem wurden wir bei der Ausfahrt aus der Stadt über eine Stunde aufgehalten, so dass wir erst gegen 1 Uhr in Potosí ankamen.

Tag 1 in Potosí

Der nächste Tag war unser erster bewusster Tag in Bolivien. Der Besuch des Mercado Central zeigte uns auf, dass wir im “echten” Südamerika angekommen waren. Das Chaos, der überwiegende Anteil an indigener Bevölkerung, die Lautstärke und die Armut waren alles Anzeichen dafür. Zudem hatten sich alle Preise drastisch reduziert. Beispielsweise gibt es in Bolivien oft einen kompletten Mittagstisch mit Vorspeise, Hauptgang und Getränk für 12 Bolivianos (knapp zwei Franken). Oftmals ist es schwierig, mit 100er-Scheinen (etwa 14 Franken) zu zahlen.

Nach einigem Überlegen haben wir uns dafür entschieden, an der klassischen Minentour teilzunehmen. Gemeinsam mit Mirjam machten wir uns am Nachmittag mit einer achtköpfigen Gruppe auf den Weg in eine der zahlreichen Silberminen am Cerro Rico (hier im Hintergrund).

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Zunächst wurden wir mit Schutzbekleidung, Helmen und Stirnlampen ausgerüstet. Anschliessend wurde uns nahegelegt, noch einige Geschenke für die Minenarbeiter zu kaufen. Um in den Minen arbeiten zu können, muss man einen Teil des Bergs pachten und sämtliche Werkzeuge und Ausrüstung selbst stellen. Da dies für die Arbeiter schlichtweg zu teuer ist, schliessen sie sich einer Gruppe an, die sich diese Kosten und die Einnahmen teilen. Wir haben uns entschieden, etwas Wasser und einige Cocablätter zu spendieren, da jeder Arbeiter davon profitieren kann. Mit einem Schluck 96-prozentigem Alkohol (von welchem ein Teil der Pachamama – Mutter Erde – geopfert wurde) wurden wir auf den Berg vorbereitet.

Der nächste Halt war bei einer Fabrik, die die abgebauten Gesteinsbrocken aus den Minen zu 80-prozentigem Silberstaub verarbeitet. Der Gestank verschiedenster Lösungsmittel brannte in unseren Nasen.

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Nach einer wackligen Anfahrt und einem letzten “mucho suerte” von unserem Guide ging es in den Schacht.

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Schon nach kurzer Zeit fing es an nach Schwefel und anderen Gasen zu stinken, der Sauerstoff wurde trotz Druckluftzufuhr zunehmend knapper. Der Schacht wurde immer enger, die Temperatur stieg. Plötzlich mussten wir auf die Seite stehen, um einem tonnenschweren schienengeführten Transportwagen auszuweichen. Um den ersten Arbeitsort zu erreichen, den wir besichtigen sollten, mussten wir über eine wacklige Leiter durch ein dünnes Loch hinauf kriechen. Dort wurde eine Seilwinde betätigt, um Gesteinsbrocken von der unteren Ebene nach oben zu transportieren. Hier haben wir einen Teil unserer “Geschenke” bei den Arbeitern abgegeben und sind wieder das Loch hinab.

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Kurz darauf waren wir auf der unteren Ebene, wo die Säcke an der Seilwinde befüllt wurden.

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Danach machten wir uns auf den Weg auf eine noch weiter unten gelegene Ebene. Hier mussten wir einen engen Gang hinab rutschen, Stehen war hier nicht mehr möglich. Hier hätten wir einigen Arbeitern beim Aushöhlen mit dem Presslufthammer beiwohnen können, haben dies aber wegen der akuten Staubentwicklung abgelehnt.

Anschliessend mussten wir zunächst ca. 20 Minuten in einer Seitengasse warten, um die Rückkehr eines Transportwagens abzuwarten. Hier ergab sich ein Gruppenfoto mit zwei echten Mineros.

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Auf Wunsch eines Mitglieds unserer Gruppe besuchten wir auf dem Rückweg noch eine Sprengtruppe, die mit kleinen Dynamitstangen Teile des Felses abbauten. Nach einer halben Stunde Wartezeit waren alle dreizehn Sprengsätze gelegt und wir durften den Erschütterungen beiwohnen. Dieses Erlebnis war etwas beunruhigend, da die Sprengungen relativ laut waren und die gesamte Umgebung vibrierte.

Total erschöpft, von Staub bedeckt und etwas kurzatmig erreichten wir kurz darauf wohlbehalten den Ausgang. Zu mehr als einem Abendessen waren wir danach nicht mehr in der Lage.

Tag 2 in Potosí

Am zweiten Tag haben wir die Stadt etwas näher betrachtet, die neben den Minen auch noch einige Kirchen und schöne Plazas bietet.

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Unser Versuch, am Mittag nach Sucre weiterzufahren, scheiterte an den Bloqueos, so dass wir nur Tickets für den Abendbus kaufen konnten. Als Zeitvertreib konnten wir noch den Convento San Francisco besichtigen, der die älteste Kirche der Stadt beinhaltet.

Nun sind wir in Sucre und morgen früh hoffentlich auch schon wieder auf dem Weg nach Cochabamba, mal sehen, wie wir die Bloqueos umgehen können..

Zwischen den Welten

Tag 1

Wie einfach eine Grenze zu überwinden ist, haben wir gleich am ersten Tag der Uyuni-Tour gemerkt. Noch in San Pedro de Atacama erfolgte die Ausreise aus Chile – eine kurze Schrecksekunde für unsere zwei asiatischen Mitreisenden, die aufgrund ihrer fehlenden Spanischkenntnisse das Touristenvisum weggeworfen hatten. Kurzum hat unser Fahrer einen Ersatzzettel ausgefüllt und die Grenzbeamten waren beschwichtigt. Dann ging es über einen 5000 Meter hohen Pass, wo die Einreise nach Bolivien erfolgte. Ein kurzer Stempel und weiter ging es.

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Hier wurde unsere 12köpfige Reisegruppe auf zwei Jeeps mit je einem Fahrer verteilt, wir bekamen das bessere Auto, unseren Fahrer Alberto, Eduardo (Chilene), Mirjam (Schweizerin) und das bereits erwähnte asiatische Paar Isaac (Südkoreaner) und Miho (Japanerin) zugelost. Der Rest des ersten Tages führte durch das Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa, wo ähnliche Landschaften wie bereits auf der dritten Tagestour von San Pedro zu sehen waren. Vor dem Mittagessen durften wir zum zweiten Mal in heissen Quellen (Aguas Calientes) baden. Das üppige Mittag- und Abendessen nahmen wir in unserer Unterkunft auf 4300m zu uns. Dazwischen besuchten wir noch die nahgelegene Laguna Colorado.

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Auf dieser Höhe ist alles viel anstrengender und so wurde es ein kurzer Abend, da alle schon um 9 Uhr erschöpft ins Bett fielen. Die Nacht war wenig erholsam, für einige von uns sogar schlaflos. Unsere fünf Nächte auf 2400 Meter (San Pedro de Atacama) hatten sich wohl ausgezahlt, wir kamen mit geringen Kopfschmerzen davon.

Tag 2

Nach dem Frühstück fuhren wir in Richtung Norden weiter. Nach kurzer Zeit hielten wir jedoch schon wieder, da unser Partnerjeep an der Seite stand und dampfte. Offenbar war in der kalten Nacht die Kühlflüssigkeit eingefroren und ohne diese der Motor überhitzt. Mit einer schnellen, etwas improvisierten, aber durchaus erfolgreichen Reparatur ging es weiter.

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Unser nächster Halt war der Arbo Piedra, eine merkwürdige Gesteinsformation inmitten der Wüste.

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Am Nachmittag erreichten wir eine weitere Lagune, diesmal mit unzähligen Flamingos, die scheinbar keine Scheu vor Menschen hatten, so dass wir Fotos aus nächster Distanz machen konnten.

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Die Nacht verbrachten wir in einem Salzhotel in San Juan, vor den Toren der Salar de Uyuni. Aus ökologischen Gründen hat die Regierung das Übernachten inmitten der Salzwüste verboten, die bereits bestehenden Hotels dürfen nicht mehr zum Übernachten verwendet werden. Das Hotel ist bis auf eine Grundschicht aus Stein inklusive Mobiliar komplett aus Salz gebaut.

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Hier lernten wir bei einigen Gläsern Cuba Libre unsere Mitreisenden näher kennen. Vor allem der Geburtstag eines Franzosen aus einer anderen Reisegruppe (Laurent) liess den Abend zu später Stunde enden.

Tag 3

Das Highlight der gesamten Tour erwartete uns nach einer erholsameren Nacht am letzen Tag. Direkt nach dem Frühstück ging es in die Salar de Uyuni. Beeindruckend sind die Ausmasse dieser Wüste, wir fuhren eine Stunde ohne offenbaren Fortschritt durch das weisse “Meer”, bevor wir eine der 23 “Inseln” (Incahuasi) erreichten. Diese Insel ist eine bizarre Erhebung auf dieser Ebene, übersät mit grossen Kakteen.

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Danach fuhren wir weiter in Richtung Uyuni, hielten aber noch einmal inmitten des weissen Nichts. Das animierte die ganze Gruppe zu einem ausgedehnten Fotoshooting.

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Am frühen Nachmittag erreichten wir Uyuni und mussten uns von unserer Reisegruppe verabschieden. Einige fuhren noch am selben Tag zurück nach San Pedro, andere nach La Paz oder Oruro. Wir machten uns mit Mirjam auf den Weg nach Potosí. Dazu gleich mehr..