In die Pampas und zurück

Nach sieben Stunden Wartezeit am Flughafen in El Alto erhob sich unser Flugzeug endlich in die Lüfte mit der wohl sinnlosesten Flugbegleiterin aller Zeiten. Ihre einzige Aufgabe war gelangweilt die Sicherheitsdurchsage in eintönigem Englisch und Spanisch durchzuführen. Die restliche Zeit des Fluges sass sie wie jeder andere auf einem Passagiersitz. Service wie Essen oder Getränke gab es auf diesem kurzen, etwas holprigen Flug nicht.

Die Landung erfolgte auf einer erst vor drei Jahren geteerten Landebahn mitten im Dschungel. Die Luft war feucht und etliche Grade wärmer als in La Paz. Vom Flugzeug wurden wir etwa hundert Meter mit einem kleinen Sammelbus bis zum Flughafengebäude gefahren, wo wir auf unser Gepäck warten mussten.

20130527-200244.jpg

Überraschenderweise und vermutlich der späten Ankunft zu schulden, wurden wir von unserem Tourveranstalter abgeholt und ins Hotel gebracht.

Pampas

Am nächsten Morgen wurden wir am selben Ort wieder abgeholt und 3 1/2 Stunden über eine sehr unebene Landstrasse in die Pampas verfrachtet. Den letzten kurzen Abschnitt legten wir mit einem motorisierten Kanu, mit dem wir die nächsten Tage die Umgebung erkunden sollten, zurück. Bereits hier erblickten wir die ersten exotischen Tiere, pinke Flussdelfine.

20130527-200552.jpg

Beim gemeinsamen Mittagessen mit unserem Guide Nixon stellte sich heraus, dass wir die einzigen Gäste auf dieser Tour waren. Den gesamten Nachmittag sowie den Morgen des nächsten Tages verbrachten wir auf dem Fluss auf der Suche nach weiteren Wildtieren. Neben diversen exotischen Vögeln (Kormorane, Hoaxin, drei Arten Storche und weitere) konnten wir unzählige Kaimane (sowohl schwarze als auch Brillenkaimane), Schildkröten jeder Grösse und verschiedene Affenarten (Kapuzineraffen und squirrel monkeys) bestaunen.

20130527-201515.jpg

20130527-202658.jpg

20130527-203046.jpg

20130527-203655.jpg

Am Nachmittag des zweiten Tages versuchten wir uns in der Kunst des Piranhafischens. Diese kleinen Biester lassen sich nur schwer einfangen, da sie immer nur kleine Teile des Köders abbeissen. Während wir zu zweit lediglich dreimal erfolgreich waren, fing Nixon stolze 18 Exemplare. Beim Abendessen durften wir unseren Fang dann probieren. Die Fleischausbeute pro Fisch ist jedoch minimal und so waren wir froh dass es wie bei jeder Mahlzeit diverse Speisen gab.

Den letzten Tag verbrachten wir etwas aktiver auf der Suche nach Anakondas wurden jedoch aufgrund des bewölkten Wetters und des noch eher hohen Wasserstandes nicht fündig.

Reise nach Coroico

Nun wollten wir nach Copacabana am Titikakasee weiter, doch ist dies nur über La Paz möglich. Da wir nicht schon wieder fliegen wollten und die Strasse nach La Paz nicht blockiert wurde, entschieden wir uns den Bus zu nehmen und die Fahrt in Coroico zu unterbrechen. Dies gestaltete sich jedoch wieder einmal schwierig. Die Busse fahren von Rurrenabaque alle um die Mittagszeit ab, um in La Paz früh morgens anzukommen. Da Coroico nur etwa vier Stunden vor La Paz liegt, wären sie dort gegen 3 Uhr angekommen. Zudem wollten wir eine Nachtfahrt auf den schlechten Strassen vermeiden. Die Alternative sind Colectivos, die sobald sie voll sind (d.h. sechs oder sieben Passagiere) losfahren. Allerdings fahren sie jeweils nur bis zur nächsten grossen Wegkreuzung, wo der Kleinbus gewechselt und abermals gewartet werden muss bis er voll ist. Dabei kann es sich wie in unserem Fall auch um zwei Stunden handeln. Mit dem zweiten Colectivo kamen wir an eine Strassensperre aufgrund einer Baustelle. Dort mussten wir drei Stunden warten bis um fünf Uhr die Bauarbeiten eingestellt wurden.

20130527-204140.jpg

Somit kamen wir doch erst um sieben Uhr in Caranavi an, etwa zwei Stunden vor Coroico. Zu dieser späten Stunde fanden sich nicht genug Interessenten um ein ganzes Colectivo zu füllen. Also buchten wir nach einigem Überlegen einen Expresso (Colectivo für uns ganz alleine), was etwas weniger als sieben Einzelplätze kostete. Nach drei anstatt den anvisierten zwei Stunden kamen wir in Nacht und Nebel gegen Mitternacht im scheinbar toten Coroico an. Dank eines hilfbereiten Strassenverkäufers fanden wir schliesslich auch eine Unterkunft, mussten allerdings die französische Gastmutter aus ihren Träumen reissen.

Coroico

In diesem Wochendausflugsziel für reiche Grossstädter kann man vor allem die Natur geniessen und wandern – normalerweise. Auf Empfehlung des Touristenbüros machten wir uns am nächsten Morgen auf die Wanderung zu den drei Wasserfällen. Schon vor dem ersten Wasserfall war der Weg jedoch so verwuchert und an gewissen Stellen abgerutscht, dass wir dieses Unterfangen klitschnass (aufgrund des nächtlichen Regens) abbrechen mussten. Stattdessen vergnügten wir uns im Hostal eigenen Pool.

20130527-204551.jpg

Weiterfahrt nach La Paz

Am nächsten Morgen bestiegen wir erneut ein Colectivo, dass uns direkt nach La Paz bringen sollte. Zu unserem Erstaunen bog der Fahrer jedoch an der ersten Kreuzung anstatt nach rechts auf die neue asphaltierte Schnellstrasse nach links auf die eigentlich geschlossene Death Road, die wir eigentlich vermeiden wollten, ab. Vermutlich kostet die Schnellstrasse einen oder zwei Franken Gebühr. Glücklicherweise kamen wir trotzdem einigermassen pünktlich und wohlbehalten an.

Um nicht wieder den ganzen Tag im Bus zu sitzen, übernachteten wir noch einmal in La Paz. Dies war jedoch nicht die beste Entscheidung, da am nächsten Tag dass grosse Quartierfest Gran Poder genau um unser Hostal stattfand. Daher konnte uns der Bus nicht wie eigentlich ausgemacht am Hotel abholen, stattdessen holte uns eine schlecht organisierte Dame zu Fuss ab und versuchte immer wieder neue Treffpunkte mit dem Busfahrer per Telefon zu vereinbaren. Letztendlich fuhren wir vom Busbahnhof mit einiger Verspätung ab.

Copacabana

Nein, wir sind nicht in Rio de Janeiro, sondern am Titikakasee angekommen, neun Kilometer vor der peruanischen Grenze. Obwohl auf 3800 Metern Höhe und an nur einem sehr grossen See gelegen, wähnt man sich fast am Meer, zumal der See Salzwasser enthält. Einzig die fehlenden Wellen und die eisige Kälte in der Nacht indizieren die Wahrheit.

20130527-204853.jpg

Den Nachmittag verbrachten wir mit vielen Deutschen und anderen Fussballverrückten in einer kleinen Bar im Stadtzentrum wo wir den Triumph der falschen Mannschaft (und auch noch der unsägliche Robben!!!) mit ansehen mussten.

Typischerweise macht man von Copacabana aus eine Tour auf die Isla del Sol, wo nach Glauben der Incas die Geburtstätte der Sonne und des Mondes liegt. Wir haben uns entschlossen mit dem Boot auf die Nordseite der Insel zu fahren und sie nach Süden zu erwandern, wo wieder ein Boot zurückfuhr. Gemeinsam mit einem deutschen Nordlicht (Adrian), der bereits seit zwei Jahren um die Welt schippert, bezwangen wir die drei Viertausender. Offenbar haben die Einheimischen in den letzten Jahren die Touristen als Einnahmequelle entdeckt, dreimal wird man insgesamt zur Kasse gebeten, dafür dass man auf der Insel wandern darf.

20130527-205202.jpg

Wieder in Copacabana angekommen, wurde Jonas kalt (wie ihr wisst ein schlechtes Zeichen). So verbrachten wir heute den Tag im Hotelzimmer, damit Jonas sich von seinen Fieberattacken erholen kann – hoffentlich sind nicht die Mücken aus der Pampas Schuld.

5 Gedanken zu „In die Pampas und zurück

    1. Andrea

      Die drei 4000er stimmen zwar, doch sind wir bereits auf 3800 m.ü.M. gestartet. Trotzdem war es anstrengend – bei dieser Höhe hat man etwas Mühe mit atmen wenn es hochgeht. Jonas geht es schon wieder besser.
      Schmatz

      Antworten
  1. Susanne Bernasconi

    Liebe Andrea
    Lieber Jonas

    Wir hoffen sehr , dass es Jonas schnell besser geht! Die Reise verläuft ja ziemlich abenteuerlich.! Hebed sorg!

    Bitte bald einmal Bescheid geben über die Gesundheit!

    Gratulation zu den hervorragenden Fotos, die wir immer mehrmals betrachten.

    Herzlichst Papi und Susanne

    Antworten
  2. Urs

    Von der Copacobana in die Pampa und zurueck. Scheint mir sehr kleinraeumig zu sein dort 😉
    Wieviele Hoehenmeter habt ihr fuer die drei 4000er gemacht? 😉
    … und immerhin koennt ihr nun Stolz behaupten, dass ihr die “Death Road” ueberlebt habt!

    Gute Besserung an Jonas und weiterhin viel Spass!

    Antworten
    1. wolfey Beitragsautor

      Also gut es waren nur 300 Höhenmeter. Aber mit der knappen Luft ist das anstrengend! Kannst auf dacadoo schauen 🙂

      Danke, mir geht’s wieder besser, mittlerweile sind wir in Arequipa.

      Antworten

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*